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  • AutorenbildSandra

Wir machen uns den Hof...


Vor einer Weile habe ich bei uns zu Hause bemerkt, wie heruntergekommen unser – eigentlich sehr schöner - Innenhof ist. Ehrlich gesagt, es sah aus „wie Sau“: Der Boden war voller Moos, Gras und Blätter. Die Gartenmöbel bewegten sich auf einer Scala von ‚Ungepflegt’ bis ‚Verrottet’ und die Büsche und Unkräuter schienen unweigerlich die Kontrolle zu übernehmen.

Ich betrachtete die Reflektion in meinem Leben und musste eingestehen, dass mein Mann und ich den Hof vernachlässigt hatten.... Wir hatten uns zurückgezogen - hatten uns von der Verantwortung (Instandhaltung) UND der Freude an unserem Hof verabschiedet.

Ich erinnerte mich an Gedanken wie „da draußen sind so viele störende Insekten“ und „der Mist müsste mal aufgeräumt werden – aber von wem?“ oder „Ich bin zu beschäftigt, um mir darüber Gedanken zu machen“. 

Jetzt kann ich sehen, wie diese Gedanken eine Entscheidung, die ich zuvor getroffen hatte, unterstützten. Die Entscheidung, mich vom Leben zurückzuziehen.


Wie konnte es so weit kommen?

Ein paar Jahre zuvor hatten mein Mann und ich eine Gruppen-Erfahrung gemacht, durch die wir uns verletzt fühlten. Wir meinten, wir hätten uns davon erholt und waren wieder ‚im Sattel’, sozusagen. Das Leben ging weiter und es sah sogar so, aus als hätten wir aus der Erfahrung was gelernt. Und auf eine Art haben wir das auch. Insgesamt aber haben wir diese Erfahrung nicht komplett erkannt oder geheilt, sondern an einer Verletzung festgehalten. Diese kleine Verletzung versteckte sich ganz gut zwischen unseren täglichen Herausforderungen und verursachte eine Schutzhaltung, mit der wir uns eigentlich hätten befassen müssen, die wir hätten klären müssen. Aber versteckt wie sie war, haben wir uns immer mehr mit einem Arrangement abgefunden und ... ‚weiter gemacht’.

Zwei Jahre später fanden wir uns in Situationen wieder, in denen wir nicht liebevoll miteinander umgingen, wir uns nicht unterstützten, wie es nötig gewesen wäre. Schließlich, nach ein paar dramatischen ‚Zwischenfällen’,  entschlossen wir uns, Hilfe in Anspruch zu nehmen und baten ein befreundetes Pärchen, das Paar-Beratung anbietet, um Unterstützung.


Gleich bei der ersten Sitzung sprachen uns die Beiden auf unsere Gruppenerfahrung an. Sie benannten die ‚übrig gebliebenen’ Verletzungen, die seit dem schwelten, sowie die Schutzmechanismen, die damit einher gingen und weiter zwischen uns standen. Wir waren beide überrascht, zogen aber die Möglichkeit in Betracht und schauten uns die Situation noch mal genauer an. Dabei entdeckten wir die Schutzmechanismen und Abschirmungen, die wir voreinander errichtet hatten und die uns abhielten, unsere Beziehung zu vertiefen.  Wir hielten uns gegenseitig auf Distanz, aus Gründen die gar nichts mit dem Anderen zu tun hatten– und hier waren wir nun.


Das ist noch mal eine ganz eigene Geschichte. Hier und jetzt möchte ich aber gerne davon sprechen wie die Entscheidung, eine Verletzung zu erhalten und zu verstecken, einen großen Einfluss auf unsere Beziehung, unsere Haltung und unsere Zusammenhänge hatte.

Unsere Umgebung reflektierte diese Entscheidung und Lebensweise.

Jetzt, bei der Klärung/Heilung der Verletzungen und der damit einhergehenden ‚Abrüstung’ bekam ich einen anderen Blick.

Meine Gedanken über unseren Hof veränderten sich. Ich wollte wieder gern draußen sitzen, wollte, dass es wieder ein schöner Platz wird und entschied mich, die zu sein, die dies in die Hand nimmt. Ich habe mich entschieden, „uns den Hof zu machen“.

Zuerst: neue Möbel. Leicht sollten sie sein, schön und bequem. Wir suchten was aus und bestellten. Dann entschied ich, für diese schöne neue Ausstattung die steinernen Bodenplatten zu reinigen.

Ein Druckgerät wurde geliehen und ich dachte, das geht ruckzuck und der Boden ist wieder klar. Aber: Denkste!

Der Dreck, der hochkam, war viel mehr als erwartet und ich brauchte die dreimal so viel Zeit wie geplant – und ich lernte:


Es braucht Engagement und Einsatz,

um wieder herzurichten was ich länger vernachlässigt hatte. 


Parallel zu meinem ‚Hof machen’ teilte ich die ‚Aktion’ auf den sozialen Medien und ließ die Welt von meinen Erfahrungen wissen. Ich sendete Bilder von meiner Arbeit am Hof und über den Dreck, der hochkam, bis hin zu dem wiederhergestellten schönen Platz. Viele Freunde nahmen so Anteil und gaben wohlwollende und herzliche Kommentare.



Der alte Hof hat wieder Liebe gekommen und so sieht das nun auch aus.

Mein Mann und ich erfreuen uns sehr an unserem neuen, alten Platz, der unsere Entscheidung reflektiert, uns wieder für einander - und zur Welt - zu öffnen. Gäste sind wieder willkommen, nicht nur via Internet. Es ist eine Offenheit und Liebe in unser Leben zurückgekehrt und es ist ein schön, diese zu teilen.




Und ... ich habe realisiert, wie sehr wir dazu, geschaffen sind, in Kontakt zu sein und diesen Kontakt zu pflegen, zu vertiefen und zu feiern. In dem Moment, in dem ich mich jemandem oder dem Leben entziehe, trete ich in Wahrheit von meiner natürlichen Art zu sein zurück. Uns ‚den Hof zu machen’ ist natürlich und notwendig für unsere Entwicklung, sonst verkümmern wir - und das Unkraut übernimmt die Kontrolle.


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